Montag, 28. Februar 2022

Februar 2022 - Gemmotherapie / Knospenheilkunde


„Äpfel sammelt man im Kübel, Kräuter im Korb und Knospen im Fingerhut.“

So wertvoll sind die Knospen!

Das lateinische Wort Gemma bedeutet Knospe, Juwel, Edelstein. Für die Knospenheilkunde (Gemmotherapie) wird also das Wertvollste, Edelste der Pflanze verwendet. 

Knospen sind die kleinen Ausstülpungen an Wachstumspunkten von Pflanzen, die sich in der neuen Vegetationsperiode zu Trieben, Blättern und Blüten entwickeln. Oft werden sie auch als die Augen der Pflanzen bezeichnet. Sie beinhalten das neue Leben der ganzen Pflanze in sich. Denn bevor die Knospen aufbrechen ist die komplette genetische Information der Stammpflanze in den Knospenzellen enthalten. Also das gesamte undifferenzierte Potential zum Wachstum ist zu diesem Zeitpunkt vorhanden.

Die Inhaltsdichte in Knospen ist besonders groß, sie enthalten teilungsaktive Gene, einen hohen Anteil an Proteinen sowie Wachstumshormone, Phytohormone und Enzyme und darüber hinaus auch viele sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe (ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Anthocyane, Saponine) sowie Harze, Mineralstoffe und Vitamine.

Die Nutzung von Knospen ist altbewährt
Schon seit mehr als 7500 Jahren werden Knospenanwendungen zu Heilzwecken und als Lebensmittel verwendet. Im Mittelalter beschreibt die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen in ihren Büchern unter anderem die heilende Wirkung von Bäumen und Sträuchern und gibt detaillierte Informationen zur Anwendung von Apfelbaum-, Birken-, Eschen-, Esskastanien-, Heckenrosen, Linden-, Pappel- und Schwarze-Johannisbeeren-Knospen.

In den 1950er Jahren beginnt der belgische Arzt Dr. Pol Henry (1918 bis 1988) seine erstaunlichen Erfahrungen zu veröffentlichen, die er mit der gesundheitsfördernden Wirkung von Auszügen, die pflanzliches Embryonalgewebe enthalten, gemacht hatte. Forschungen, klinische Studien und Veröffentlichungen führten zur Verbreitung und Anerkennung der Knospenheilkunde unter dem Begriff „Gemmotherapie“, die eine Spezialform der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) darstellt. Inzwischen gibt es mehr als 50 heilkundliche Knospen-Beschreibungen. 

Die Gemmotherapie ist schon etwas Besonderes:

Besonderheit und wesentlicher Unterschied zur Phytotherapie ist, dass für die Zubereitung der gemmotherapeutischen Pflanzenauszüge (Gemmo-Mazerate) ausschließlich frische Knospen und junge Triebe von Bäumen, Sträuchern und Stauden verwendet werden. Nur noch sehr selten nutzt man heute Samen, feine Wurzelspitzen sowie die Innenschicht von Rinden.

Die Extraktion der Inhaltsstoffe erfolgt in einem Flüssigkeitsgemisch aus Alkohol, Wasser und Glyzerin.

Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Ernte, nämlich kurz bevor die Knospen austreiben, wenn die meisten Inhaltsstoffe vorhanden sind.

Einer meiner Lieblinge: Der Holunder
Vom schwarzen Holunder (Sambucus nigra)
verwendet man für ein Gemmo-Extrakt die jungen Triebspitzen (Blattknospen). In den Knospenmonographien wird eine immunstimulierende, stoffwechselanregende, entgiftende, tonisierende, lymphanregende (bringt alles in Fluss), schleimlösende, fiebersenkende und entzündungshemmende Wirkung beschrieben. Deshalb lohnt es sich bei grippalen Infekten, starker Verschleimung der Atemwege sowie Allergien ein Holunder-Gemmo-Extrakt in der Hausapotheke vorrätig zu haben.

Im nächsten Post berichte ich darüber, wie man das Gemmo-Mazerat für den Eigenbedarf selbst herstellen kann.

Junge Triebspitzen vom schwarzen Holunder (Sambucus nigra)

 

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