„Äpfel
sammelt man im Kübel, Kräuter im Korb und Knospen im Fingerhut.“
So wertvoll sind die Knospen!
Das lateinische Wort Gemma bedeutet Knospe, Juwel, Edelstein. Für die Knospenheilkunde (Gemmotherapie) wird also das Wertvollste, Edelste der Pflanze verwendet.
Knospen sind die kleinen Ausstülpungen an Wachstumspunkten von Pflanzen, die sich in der neuen Vegetationsperiode zu Trieben, Blättern und Blüten entwickeln. Oft werden sie auch als die Augen der Pflanzen bezeichnet. Sie beinhalten das neue Leben der ganzen Pflanze in sich. Denn bevor die Knospen aufbrechen ist die komplette genetische Information der Stammpflanze in den Knospenzellen enthalten. Also das gesamte undifferenzierte Potential zum Wachstum ist zu diesem Zeitpunkt vorhanden.
Die Inhaltsdichte in Knospen ist besonders
groß, sie enthalten teilungsaktive Gene, einen hohen Anteil an Proteinen sowie Wachstumshormone,
Phytohormone und Enzyme und darüber hinaus auch viele sekundäre
Pflanzeninhaltsstoffe (ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide,
Anthocyane, Saponine) sowie Harze, Mineralstoffe und Vitamine.
Die Nutzung von Knospen ist altbewährt
Schon seit mehr als 7500 Jahren
werden Knospenanwendungen zu Heilzwecken und als Lebensmittel verwendet. Im Mittelalter beschreibt
die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen in ihren Büchern unter
anderem die heilende Wirkung von Bäumen und Sträuchern und gibt detaillierte Informationen
zur Anwendung von Apfelbaum-, Birken-, Eschen-, Esskastanien-, Heckenrosen,
Linden-, Pappel- und Schwarze-Johannisbeeren-Knospen.
In den 1950er Jahren beginnt der belgische
Arzt Dr. Pol Henry (1918 bis 1988) seine erstaunlichen Erfahrungen zu
veröffentlichen, die er mit der gesundheitsfördernden Wirkung von Auszügen, die
pflanzliches Embryonalgewebe enthalten, gemacht hatte. Forschungen, klinische
Studien und Veröffentlichungen führten zur Verbreitung und Anerkennung der
Knospenheilkunde unter dem Begriff „Gemmotherapie“, die eine Spezialform der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) darstellt. Inzwischen gibt es mehr als 50 heilkundliche Knospen-Beschreibungen.
Die Gemmotherapie ist schon etwas Besonderes:
Die Extraktion der Inhaltsstoffe erfolgt in einem Flüssigkeitsgemisch aus Alkohol, Wasser und Glyzerin.
Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Ernte, nämlich kurz bevor die Knospen austreiben, wenn die meisten Inhaltsstoffe vorhanden sind.
Einer meiner Lieblinge: Der Holunder
Vom schwarzen Holunder (Sambucus nigra) verwendet man für ein Gemmo-Extrakt die
jungen Triebspitzen (Blattknospen). In den Knospenmonographien wird eine immunstimulierende,
stoffwechselanregende, entgiftende, tonisierende, lymphanregende (bringt alles in Fluss), schleimlösende,
fiebersenkende und entzündungshemmende Wirkung beschrieben. Deshalb lohnt es sich bei grippalen Infekten,
starker Verschleimung der Atemwege sowie Allergien ein Holunder-Gemmo-Extrakt in der Hausapotheke vorrätig zu haben.
Im nächsten Post berichte ich darüber, wie man das Gemmo-Mazerat für den Eigenbedarf selbst herstellen kann.
Junge Triebspitzen vom
schwarzen Holunder (Sambucus nigra)
|
Haftungsausschluss
Alle Informationen und Angaben in Wort und
Schrift erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen und erheben keinen Anspruch
auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Sie beruhen auf meinen persönlichen
Erfahrungen und gründen auf dem Erfahrungsschatz der überlieferten Volksmedizin
und wurden der einschlägigen Fachliteratur entnommen. Sie stellen keine
Anleitung zur Selbst-Diagnose und Selbst-Behandlung dar und sollten nicht als
therapeutische Hinweise verstanden werden. Bei Erkrankungen ist daher stets ein
Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen. Es wird keine Haftung für Forderungen
jeder Art übernommen, die mit den gemachten Angaben in Zusammenhang gebracht
werden.